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    Ladesäulencheck 2019: Kampf um Vormachtstellung auf Kosten der Verbraucher

    Der Ladesäulencheck von LichtBlick geht 2019 in die dritte Runde und bestätigt erneut die schwierige Situation für E-Auto-Fahrer in Deutschland: Hohe Preise, ein unwegsamer Tarifdschungel, eine noch stärkere Ausprägung lokaler Monopole. „Was früher Königreiche und Herzogtümer waren, sind heute im Bereich Mobilität die Ladesäulenbetreiber. Sie bestimmen in ihren Gebieten Verfügbarkeiten, Preise und Handel – legen ihre ganz eigenen Gesetze fest“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick. „Der Verbraucher hat keine Wahlmöglichkeiten – ihm wird etwas vorgesetzt, womit er sich zufriedengeben muss“, so Lücking. „So wird die Energiewende im Verkehrssektor scheitern.“

    Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Statista hat LichtBlick die Tarife der größten Anbieter für Laden ohne Vertrag unter die Lupe genommen. „Egal ob Abrechnungsmethode, Zugang, lokale Monopole oder Kosten – sämtliche Ergebnisse des Ladesäulenchecks 2019 sind alarmierend“, so Gero Lücking. „Eine vollständige, unabhängige Liste aller Ladesäulen in Deutschland ist ebenfalls nicht vorhanden – wie soll es für den Endkunden da transparent und einfach sein?“

    Von den zwölf recherchierten Anbietern rechnen nur drei Unternehmen kilowattstundenbasiert, also verbrauchsabhängig ab. Auch 2019 liegen die Preise deutlich über den Durchschnittkosten für Haushaltsstrom (2018: 30,3 Cent) in Deutschland. Spitzenreiter 2019 ist Eon mit 53 Cent pro Kilowattstunde, gefolgt von den Stadtwerken München mit 47 Cent/kWh. Nutzen die E-Auto-Fahrer Roaminganbieter, kommen Gebühren hinzu und es wird noch teurer.

    Hinzu kommen die komplizierten Zugangsvoraussetzungen: An einem Ladepunkt muss sich der Nutzer per SMS anmelden, an einem anderen geht es nur per App, Ladekarte oder mit Vorabregistrierung auf der Internetseite. Die genaue Preisauskunft bekommt der Verbraucher meist erst zu sehen, wenn er sein E-Auto mit dem Ladepunkt verbindet. Dabei sind die Ladesäulenbetreiber seit dem 1. April gesetzlich dazu verpflichtet, eine verbrauchsabhängige Abrechnung nach Kilowattstunden zu ermöglichen und geladene Kilowattstunden sowie Kosten klar darzustellen.

    Ladestrom teilweise teurer als Benzin

    Der Ladesäulencheck hat sich in diesem Jahr nicht nur die Preise pro Kilowattstunde angeschaut, sondern zusätzlich kalkuliert, wie hoch die Kosten für eine Tankfüllung für 100 Kilometer Reichweite wären. Eine Ladung für 100 km an einer Ladesäule von Eon kostet 7,95 Euro, an der gleichen Eon-Ladesäule über den Roaminganbieter „The New Motion“ sind es bereits 14,88 Euro, bei „Plugsurfing“ sogar 16,36 Euro. „Diese Preise sind schockierend – es ist ein und dasselbe Produkt“, so Gero Lücking. „Ladestrom ist damit teilweise deutlich teurer als Benzin für die gleiche Reichweite. Der Kostenvorteil der Elektromobilität in den laufenden Kosten wird so konterkariert.“

    Bevorzugte und sonstige Ladesäulen verdreifachen den Preis bei einem Anbieter

    Roaminganbieter erleichtern einen flächendeckenden Zugang zu Ladesäulen verschiedener Anbieter – aber auch hier schwanken die Preise. Das kann für E-Auto-Besitzer überraschende Folgen haben: „Get Charge“ der deutschen Telekom hat zum 1. April die Abrechnung auf Kilowattstunde umgestellt, unterscheidet in ihren Tarifen allerdings zwischen „bevorzugten“ und „sonstigen Ladesäulen“. Ist ein Verbraucher mit einem Elektroauto und einer „Get Charge“-Ladekarte im Weser-Elbe-Gebiet unterwegs und muss zwangsläufig an einer Säule von EWE laden (EWE hat eine Marktdurchdringung von 76 Prozent in der Region), zahlt er 89 Cent pro Kilowattstunde und somit 13,35 Euro für 100 Kilometer Reichweite. An einer „bevorzugten Säule“ wie von Innogy wären es 29 Cent/kWh. Ein Preisunterschied von mehr als 300 Prozent.

    Regionale Monopole dominieren den Markt

    Zahlreiche, große Anbieter kontrollieren in einigen Gebieten der Bundesrepublik den gesamten Markt. Durch die mangelnde Konkurrenz können die Unternehmen so Preis, Tarif und Vorrausetzungen für eine Ladung frei von Wettbewerb deutlich oberhalb des Haushaltsstrompreises festlegen. Meistens sind es die regionalen Stromnetzbetreiber und Stromversorger, die sich das Monopol der Ladeinfrastruktur sichern. In Dortmund und Essen dominiert Innogy mit über 90 Prozent den Markt, EnBW kontrolliert mit 75 Prozent die Region um Freiburg, in Köln RheinEnergie mit 81 Prozent. In Hamburg, Berlin und München sind es Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie, Allego und die Stadtwerke München (SWM).

    Berechnungsgrundlage der Kalkulationen waren jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem BMW i3 (Verbrauch: 15 kWh/100 km) an einem AC-3-Anschluss (11 kW) an öffentlichen Ladesäulen. Die Ladedauer beträgt 1:36 Stunden. Es wurden ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt.

    Unsere Forderungen:

    Die öffentliche Ladeinfrastruktur schneller ausbauen: Öffentliche Ladepunkte sind immens wichtig, denn angesichts eines Mieteranteils von fast 50 % werden viele E-Mobilisten künftig darauf angewiesen sein. Vor allem in Ballungsgebieten, wo der Mieteranteil deutlich höher liegt als auf dem Land.
    Transparenz schaffen: Es braucht dringend eine vollständige und für alle leicht zugängliche Liste der öffentlichen Ladepunkte. Beim konventionellen Sprit sind sämtliche Preise und Standorte per App abfragbar. Das muss auch beim Fahrstrom möglich gemacht werden.
    Echten Wettbewerb entfachen: Dazu sollten Ladesäulen Teil des Stromnetzes werden. Damit wäre der Netzbetreiber verantwortlich für den Ausbau und Betrieb der Ladesäulen. Jeder E-Autofahrer könnte so den Stromtarif seiner Wahl an jeder öffentlichen Ladesäule nutzen.

    Grafik Ladesaeulen-Check

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