Klima-Kommentar zur COP28: Viel Schatten und etwas Licht
Im weiten Meer der Klimakrise-News in jüngster Zeit stechen drei besonders hervor – sie sind bedeutend für die Klimakonferenz COP28, die am 30. November in Dubai beginnt.
Erstens meldet die World Meteorological Association die höchste je gemessene Konzentration der drei wichtigsten Treibhausgasen in der Atmosphäre. Zweitens wird 2023 wird das wahrscheinlich wärmste Jahr seit Aufzeichnungen werden; im Schnitt klettern die Temperaturen dieses Jahr wahrscheinlich um 1,43 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit. Der Oktober war schon der Wärmste jemals gemessene – ganze 1,7 Grad mehr als bisher. Die Auswirkungen dieser Temperaturerhöhung mit Dürren, Waldbränden und Überschwemmungen treffen heute schon viele Menschen weltweit. Und drittens sieht die Internationale Energieagentur den Peak für die Nutzung aller fossilen Energieträger noch vor 2030 – Solarenergie und die Umstellung der Mobilität weg vom Verbrenner hin zum Strom sind die stärksten Treiber. Eine ermutigende Entwicklung, auch wenn der Peak viel zu spät kommt.
Dieses Jahr soll auf der Konferenz Bilanz gezogen werden („Global Stocktake“): Reichen die von den Ländern versprochenen Maßnahmen aus, um die 1,5 Grad Grenze nicht zu überschreiten? Spoiler: Nein! Die Welt muss den Ausstieg aus den fossilen und den Ausbau der Erneuerbaren deutlich beschleunigen.
Nun findet die diesjährige COP28 ausgerechnet in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Und Dr. Sultan Al Jaber wird sie als designierter Präsident leiten. Er ist CEO der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), und damit Chef eines der weltweit größten Ölunternehmen. Ob dieser Mann tatsächlich Verhandlungen führt, die als Ergebnis das eigene Geschäftsmodell zu Grabe tragen, darf stark bezweifelt werden. Die Zweifel sind auch deshalb begründet, da das Unternehmen die Förderung von fossilen Brennstoffen noch ausweiten will.
Weitere wichtige Themen sind die Entscheidung zur Etablierung eines Fonds für Schäden und Verluste und Sicherstellung der Finanzierung, um den Ländern unter die Arme zu greifen, die sehr stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind, aber wenig zu den Emissionen beigetragen haben. Hoch umstrittenes Thema, bei dem es aber viel Bewegung gegeben hat in den letzten Monaten.
Auch heute, fast dreißig Jahre nach der ersten Klimakonferenz, gibt es immer noch mehr Schatten als Licht. Und viele verpasste Gelegenheiten, um Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen mit Augenmaß einzuführen. Denn auch wenn das wissenschaftliche Verständnis rund um den Menschengemachten Treibhauseffekt und die Auswirkungen von steigenden Emissionen sich bis heute verfeinert – im Großen und Ganzen waren die wichtigsten Fakten schon vor dreißig Jahren bekannt.
Schluss mit Ausreden! Die Fakten liegen glasklar auf dem Tisch. Und wir haben keine Zeit mehr.
Dr. Corine Veithen ist seit Jahrzehnten aktiv für die Klimawende. Sie war als Teilnehmerin 1997 bei der Klimakonferenz in Kyoto dabei, auf der das erste Klimaprotokoll verabschiedet wurde, und bei zahlreichen Demonstrationen gegen fossile Energien und für Klimaschutz.
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